Eine der richtig wichtigen aber auch schwierigen Dinge im Internet ist, nur die gerade relevanten Informationen darzustellen.
Die Kampagne von compact.de www.spritfresserstoppen.de hat das meiner Meinung nach geschafft. Auf jeder Seite werden mir nur die gerade wichtigen Informationen angeboten. Diese dafür übersichtlich und präzise, so dass ich schnell und einfach zum nächsten Schritt und damit zu den nächsten Informationen und Aktionen geleitet werde.
Ein seltenes Beispiel, wie ich finde, bei dem die Initiatoren beispielsweise der Versuchung widerstanden haben, den „jetzt spenden" Link auf jeder Seite irgendwo auftauchen zu lassen, sondern statt dessen eine optimierte Spenden-Seite zu bauen.
Die folgende Galerie zeigt den Ablauf der Kampagne. Achtet bitte auch auf die Informationen der rechten Seitenspalte — auch die sind in ihrer Kommunikation optimiert.
[mygal=kampagne_spritschluckerstoppen]
So eine optimiert ist natürlich Arbeit. Aber gerade bei den kritschen Funktionen einer Website — hier die Unterschrift, an anderen Stellen vielleicht der Registrierungsprozess — ist die Arbeit sinnvoll investiert, um das Benutzererlebnis zu steigern. Siehe auch: Continuity
Eine wirklich schöne „Kampagne" von Moleskine: Künstler zeigen die von ihnen genutzten/gestalteten Moleskine-Notizbücher innerhalb einer Ausstellung in New York und London.
Die Notizbücher werden in Glasvitrine zum Blättern ausgelegt und im Rahmen einer Vernissage der Öffentlichkeit gezeigt. Im Internet gibt es YouTube-Videos in denen die Künstler durch ihre Werke blättern.
Alle Videos und mehr Infos auf der Detour-SeiteLondonundNew York.
Interessant und gut:
Die Aktion passt perfekt zum Moleskine-Image
und unterstreicht die Hochwertigkeit gleichzeitig durch den Vitrinen-Effekt.
Sie spricht die voyeuristischen Sinne an, so dass man direkt alle Blätter-Videos sehen will.
Sie ist nicht wirklich aufwendig/teuer und nutzt sehr geschickt die digitalen Mundpropaganda-Mittel. Beispiel: Auch auf der eigenen Website wird das YouTube-Video gezeigt… obwohl die Quali schlecht ist, man es selbst hosten könnte bzw. es bessere Plattformen gibt. Aber dann hätte man die schönen Counter-Ergebnisse unter den YouTube-Videos…
Andreas beschreibt ein aktuelles und schönes Beispiel einer Band, die sehr gut gezielt mit Web2.0-Community-Techniken arbeitet, um ihre neue Platte zu promoten.
Es geht um Groove Armada, die ich bisher weder kannte noch aufgrund ihrer Musik näher kennen lernen wollte ;).
Etwas ähnliches wünsche ich mir ja schon seit langem für mein Hobby die Pfadfinder: Eine BP-MySpace-Seite und natürlich aktuell auch direkt einen SecondLife-Zeltplatz :-)…
Sonja Wehsely, Frauenstadträtin in Wien hat verstanden, dass „Bilder (…) unsere Vorstellung von der Welt" prägen" und „deshalb (…) die öffentliche Bildsprache auch die alltägliche Realität abbilden" sollte sowie gleichzeitig zum Umdenken anregen.
Darum werden in Wien im Rahmen der Kampagne ‚Gender Mainstreaming' (komischer Name) jetzt immer mehr Piktogramme mit vertauschten Geschlechterrollen ausgetauscht.
Und vielleicht werden die nächsten Ideen ja auch umgesetzt: Weibliche Ampelfrauen, Bauarbeiterinnen auf den Achtung Baustelle-Schildern, …
Ich denke: Die Herleitung ist selbstverständlich richtig. Bei der Umsetzung kann man aber leicht zu viel des Guten tun.
Ein Wickelvater am Wickeltisch (Bild konnte ich online nicht finden) ist sicher ein gut ausgetauschtes Piktogramm. Vorausgesetzt das stilisierte Bild es wird als „Mann" und nicht als „Neutrum" interpretiert und der Tisch ist nicht gerade an die Damentoilette angegliedert… :)
An anderen Stellen besteht jedoch die Gefahr, neue Geschlechterklischees zu schaffen: Frau = lange Haare mit Frisur X, Kleid oder Rock oder Stöckelschuhen.
In diesem Fall doch lieber das Geschlechtsneutrale Strichmännchen-und-frauchen-Icon ;).
Zusammengefasst handelt Artikel #1 von den beiden Tastaturbelegungsansätzen Qwerty/Quertz (aktuell) und Dvorak (besser), berichtet von Menschen die wirklich umgelernt haben, linkt auf die Entstehungsgeschichte beider Ansätze und in den Kommentaren zu speziellen deutschsprachigen Optimierungsansätzen.
Matthias Schroeder (von Schroeder+Wendt) beschreibt in seinem „Interface Design und Usability Blog" jetzt zwei weitere interessante Lösungen, die ich unten zitiere.
Unten findet ihr außerdem einen Hinweis auf die capsOFF-Kampagne gegen die Capslock-Taste!
weitere alternative Ansätze
TypeMatrix 2030 ist an einigen Stellen radikal, an anderen gewöhnlich. Das Promo-Video (YouTube) zeigt recht gut, was verändert wurde:
Schön ist, dass es sowohl ein Qwerty- als auch ein Dvorak-Layout gibt. Dem Rückgaberecht bei Unzufriedenheit vertraue ich dabei jedoch nicht ganz. Auch wenn die Firma schon länger im Bereich der Tastaturoptimierung arbeitet, wie dieser Vergleich von TypeMatric 2020 vs. 2030 zeigt.
Was das Verkaufsversprechen für die 110 $ teure TypeMatrix angeht, Benutzer würden ihre Tipp-Schmerzen loswerden, stimme ich Matthias nur zum Teil zu: Das Problem haben nicht viele, ein paar jedoch schon. Jensen Harris und Geoffrey Grosenbach zum Beispiel wie im Artikel #1 erwähnt. Mich interessiert auch eher der Geschwindigkeits- und Entspannungsvorteil dieser Layouts. Dabei spielt aber meiner Meinung nach die grade oder versetzte Anordnung der Tasten keine Rolle.
Nett ist auch die Idee der combimouse die Matthias zeigt.
Auch hier gibt es Video — leider ist es viel zu kurz und zeigt nur wenige Bewegungen, die es mir nicht ermöglichen, die Bedienungsqualität zu beurteilen…
CAPSoff-Kampagne
Zufällig war das gestern noch Thema auf einer Party: Als ich sagte, dass die Capslock-Taste verboten gehöre, weil sie total Sinnlos sei, fand ich mich prompt in der Defensive wieder und musste mich rechtfertigen, wie ich es wagen könne, etwas weg nehmen zu wollen, das eventuell jemand auf der Welt nutzen könnte.
Quatsch! Die Taste ist auf 99,9% der Tastaturen nutzlos und in noch mehr Fällen richtet sie mehr Schaden an, als sie gutes Tut — und sei es nur der Zeit-Verlust durch nötige Korrekturen.
Jacob Nielsen würde jetzt wahrscheinlich (wie damals bei Antialiasing von Text) ausrechnen, wie viele Millionen eine Volkswirtschaft im Jahr durch die böse Capslockstaste verliert…
Pieter Hintjens geht einen anderen Weg, wie ich heute über diesen Spiegel-Artikel (Danke Manuel) erfahre. Er startet die CAPSoff-Kampagne und möchte 1 Million Dollar sammeln, um sie dem zu geben, der eine bessere Tastatur gestaltet.
In seinem Blog zur Aktion ließt man über die unterschiedlichen, meist emotionalen Reaktionen auf sein Vorhaben sowie davon, dass in diesem Zuge auch die nahezu funktionslosen Print, NumLock und ein paar andere Tasten verschwinden sollen.
PS: Ich wünschte, Hintjens würde in diesem Zuge gleichzeitig dafür sorgen, dass eine neue Standard-Tasten eingeführt wird: Arbeitstitel „Second-F-Function"-Taste. Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich an einer der Microsoft- oder Logitech-Tastaturen sitze. Zwar wurden dort tolle neue Funktionsbelegungen für die F-Tasten ersonnen, diese jedoch mit einer typisch-modalen „F-An/Aus"-Taste versehen. Warum ließt dort eigentlich niemand Jef Raskin?
Update 06-10-13: Sowas! Ich hatte vergessen bei diesem Post auf „Veröffentlichen" zu klicken. Damit bin ich zwar jetzt der Zeit hinterher, habe aber auch die Gelegenheit auf den Artikel von mac-essentials.de zu verlinken, der angenehm neutral über die Reaktionen auf die Kampagne berichtet. Kurz: Apple bestreitet alles und startet die Gegen-PR, Greenpeace hat aber sehr gute Argumente und ist wie immer sauber vorgegangen…
Eine Marke ist schon etwas schönes: Sie ist Vertrauen, Hoffnung und Erwartung zugleich.
Ich vertraue Apple mehr als anderen Herstellern, dass sie gute Software und Hardware herstellen.
Ich vertraue Apple inzwischen auch, dass sie dabei ein gutes Preis-Leistungsverhältnis erreichen.
Ich vertraue Apple (besser gesagt Steve Jobs), dass sie in ihrem Kerngeschäft Innovationen zeigen.
Und hätte man mich gestern gefragt, was ich über die Umweltpolitik von Apple weiß, hätte ich auch dort blind mein Vertrauen ausgesprochen.
Aber es gibt andere, denen ich in Sachen Umwelt mehr vertraue: Zum Beispiel Greenpeace.
Und die haben sich jetzt die Medienpräsenz der starken Marke Apple zunutze gemacht und die GreenApple-Kampagne gestartet.
Denn offensichtlich ist mein Vertrauensvorschuss was die Apple-Umweltpolitik angeht, unbegründet.
Greenpeace US/Int. will das jetzt mit dieser schön angelegten Kampagne in die Öffentlichkeit bringen.
In der Hoffnung, dass das Umweltbewusstsein der (amerikanischen) Konsumentenzielgruppe steigt und Apple auch hier Inovationsführer werden kann und anderen Firmen ein grün-leuchtendes Vorbild zu sein…