Dieses erste Treffen war übrigens sehr interessant: Wir haben in einer kleinen aber sehr guten Runde über Jef Raskin, Interfaces und Benutzererlebnisse gesprochen.
[tags]koeln, User Experience, webmontag, uxbookclub, uxbcc[/tags]
Effektive kreative Kollaborativarbeit ist definitiv keine Demokratie, sondern eher eine Diktatur. Es muss einen geben der eine Vision davon hat, wo es hingehen soll. Und diese Rollenverteilung muss auch von der Community akzeptiert werden. Das heißt, egal wie gut deine Ideen sein mögen, sie passen vielleicht nicht in das, was ich mir vorstelle.
Ein interessantes Zitat von Timo Vuorensola aus der Folge „Kollektives Kino: Und alle drehen mit" (Minute 8:00) des Elektrischer Reporters. Timo Vuorensola (Wikipedia) hat 1997 und 2007 in den Community-Filmen der Star Wreck-Reihe Regie geführt und mitgespielt und arbeitet zur Zeit an dem SciFi-Nazi-Comedy-Film „Iron Sky".
Mit Office 2007 wurde das Ribbon eingeführt und mit ihm hat die User Experience und das User Centered Design bei Microsoft Office und viele anderen, ähnlich komplexen Programmen, Einzug gehalten.
Endlich hat man verstanden, dass es nicht darum geht, 10 Features mehr zu veröffentlichen, sondern die bestehenden besser zugänglich und leichter bedienbar zu machen.
Als Office 2007 eingeführt wurde, hat Jensen Harris über viele der Entscheidungen gebloggt (und ich wiederum über ihn). Die frühen Folger wie MindManager , die kurze Zeit später das Ribbon ebenfalls eingeführt haben, waren leider nicht so offen.
Autodesk dagegen teilt mit uns einige ihrer Erfahrungen! Zwar berichten auch sie erst nach dem fertigen Release von ihrem Prozess — dafür legen sie jetzt richtig los: Es gibt schon zwei Blogs (1, 2) die sich mit User Experience für Autodesk befassen und Artikel wie „The Foundation of a Great User Experience" , die zeigen, dass Autodesk sich die volle UX-Spritze gesetzt hat :).
Video 1: Der Prozess zum neuen Interface mit Magneten, Papier und Statistik.
Was hat Autodesk also gemacht? — Sie haben alle Menüeinträge/Befehle auf Magneten geschrieben und auf einem Whiteboard arrangiert und kommentiert.
Das ganze fand irgendwo statt, wo alle Kollegen immer auf den Stand der Dinge schauen konnten um Kommentare abzugeben und mitzumachen. — Ein wichtiges Detail, wie ich finde, schon allein um die Akzeptanz einer solch großen Änderung im Unternehmen zu steigern.
Auf diese Weise konnten sie verschiedene neue Gruppierungen für das zukünftige Ribbon austesten. Die Zwischenschritte wurden über Fotos dokumentiert.
Schritt 1: Die Informationsarchitektur schaffen.
Anschließend wurden Prototypen des neuen Ribbon erstellt und getestet. Zuerst waren es Papierprototypen, dann inaktive Webseiten und später erste Softwareprototypen. Alle wurden mit Kunden getestet.
Viele Tests wurden dabei remote durchgeführt um Zeit zu sparen. Zudem gab es „validation tests" — wahrscheinlich sind damit Langzeittests unter realen Bedingungen gemeint.
Die Rückmeldung von Kunden war, dass sie sich über die vielen neuen Funktionen in der Software freuen würden. Damit hat Autodesk die gleiche Erfahrung gemacht wie zuvor Jensen Harris in Office 2007: Eine sinnvolle Neuanordnung von Funktionen in Aufgabenbezogenen Gruppen, schafft eine Transparenz, die es den Kunden erlaubt, mehr Funktionen zu sehen und zu verwenden. — Denn bei beiden Applikationen wurden kaum neuen Feature eingeführt; sie wurden nur besser präsentiert.
Die Entscheidungen, welche Funktionen in welcher Größe im Ribbon dargestellt werden, wurde auch bei Autodesk auf Basis von Kundendaten getroffen. Im Video sieht man in Minute 2:35 verschiedene Diagramme, die die Nutzungshäufigkeit von Funktionen widerspiegeln. Auf Basis dieser Informationen konnte man entscheiden, welche Funktionen/Button wie groß dargestellt werden sollen.
Schritt 3: Finetunig auf Basis von statistischen Daten
Video 2: Das neue Interface in Aktion mit neuen Funktionen für Einsteiger und Experten.
Mit diesem Video bekommt man einen guten Eindruck von der Funktionsweise der neuen Ribbon-Oberfläche.
Zwei Dinge sind mir besonders aufgefallen:
Zu Einen wurde neuen Nutzern der Softwareeinstieg sehr viel leichter gemacht. Zum Beispiel sind die neue SuperTooltipps (mehr) ein tolles Hilfsmittel, um eine Funktion schnell zu verstehen und zu erlernen. Ebenso das Paradigma von Office2007, Effekte und Funktionen mit möglich hohem visuellen Feedback anzubieten. In diesem Fall betrifft das den Wechsel von reinen Text-Listen zu Vorschau+Text-Listen.
SuperTooltipps erklären über Text und Bild (Quelle)
Auf der anderen Seite fallen kleine Details auf, die das Autodesk-Interface von dem Office 2007-Interface unterscheiden. Zum Beispiel die Möglichkeit, das Ribbon in zwei Stufen zu verkleinern. Ein kluger Schritt, wie ich finde, da Autodesk im Vergleich zu den Officeprodukten eine größere Experten-Nutzerschaft hat, die mit solche Detailfunktionen gut klarkommen werden.
In RobiNZ CAD Weblog erfährt man von weiteren solcher Expertenfunktionen. So soll zum Beispiel möglich sein, die „Menüs" zu personalisieren. Diese Funktion wurde in Office2007 bewusst deaktiviert — für die Akzeptanz von AutoCAD durch seine Expertencommunity, kann sie jedoch durchaus von entscheidender Bedeutung sein. Auch, wenn dadurch die Software komplexer wird.
Fazit:
Das Ribbon scheint mir eine hervoragende Wahl für Autodesk/AutoCAD zu sein.
Es ist interessant zu lesen, wie stark der Entwicklungsprozess dem gleicht, den Jensen Harris für Office beschrieben hat.
Autodesk scheint es geschafft zu haben, die Nutzerschaft gut einzubinden und das Ribbon-Prinzip auf eine Exertensoftware anzuwenden.
Und zuletzt: Die Autodesk-UserExperience-Blogs mach einen guten Eindruck und werden jetzt abonniert. :)
Beispiel Holzindustrie: Die Holzindustrie hat anfangs nur Holz geschlagen um Häuser zu bauen, später dann das Sägemehl etc. als Produkte zusätzlich verkauft.
Beispiel 37signals selbst: Anfangs haben sie nur ihre Webapps entwickelt. Das Nebenprodukt war Wissen, das sie jetzt vermarkten und Ruby on Rails. Dann haben sie gebloggt, das Nebenprodukt waren ihre Bücher, die daraus entstanden sind. Ebenso ihre Workshops, mit denen sie ihre Konferenzvorträge auf Nebenproduktniveau gehoben haben.
Beispiel Kochbücher: Ein Sternekoch schreibt auch ein Buch über seine Arbeit ohne Angst zu haben, dass andere ihm seine Arbeit klauen und ein Sternerestaurant nebenan aufmachen… — genauso sehen sie es.
Plausible Gedanken und gute Vergleiche mit alten und bekannten Geschäftsmodellen.
Wie immer sind die Kommentare und dort genannten Beispiele von Lesern des oben verlinkten signal-vs-noise-Blogs auch lesenswert. Wer statt dessen Jason noch länger zusehen und hören möchte: Es gibt ein 2. Video mit dem Fragen-Antwort-Teil. In diesen letzten 15 Minuten geht Jason noch auf andere Themen ein.
Bitte entschuldigt die lange Downtime. Mein Hoster und ich haben viel ausprobiert aber es erst heute geschafft, die Datenbank wieder zum stabilen Laufen zu bewegen — zumindest hoffen wir das.
Für die technisch Interessierten: Es bestand irgend ein Bug in SQL im Zusammenhang mit Suse-Installationen und dem Index auf der Datums-Spalte für wp_post.
Wir brauchten beispielsweise nur das folgende SQL-Statement auszuführen um die Datenbank zuverlässig zu crashen =(.
SELECT DISTINCT MONTH(post_date) AS month, YEAR(post_date) AS year
FROM wp_posts
WHERE post_date < '2009-03-01'
AND post_type = 'post' AND post_status = 'publish'
ORDER BY post_date DESC
LIMIT 1
Die rote ORDER-Zeile war dabei das Problem. Löschte man sie raus oder änderte die Reihenfolge in ASC, hat es funktioniert. — Jetzt, ohne Index auf der Datumsspalte läuft es auch. Ich hoffe, nicht spürbar langsamer…
Jesse James Garret, Mitbegründer von Adaptive Path, beschreibt in seinem Buch ‚The Elements of User Experience', dass eine optimierte UX auf bspw. einer Website sich zum einen in der Kundenloyalität niederschlägt, zum anderen aber im return on investment (ROI). Letzteres könne man über die Conversion Rate gut messen.
Die Conversion Rate wiederum beschreibt vorher definierte Nutzeraktionen: Produkte kaufen, Kontaktanfragen abschicken… oder bei eher Informationslastigen Websites einfach nur ein Infoblatt herunterladen.
Auch das Element, mit dem man die Conversion Rate zu steigern versucht, hat natürlich einen Namen: Der Call To Action.
Wie so etwas aussehen kann für eine Web-Agentur, zeigt Clearleft nach ihrem Redesign sehr schön… und das fast schon etwas zu offensichtlich :-)
Stellt euch vor, ihr unterhaltet euch auf der Straße über dieses neue Musical in Köln … den Namen versteht ihr nicht so richtig aber später wollt ihr die Website anschauen.
Was gebt ihr ein? — “Spammelot”, “Spamelord”, “Stamelot”, “Spämelot”, “Spamerlot” oder “Spanalot”?
Das sind zumindest reale Suchwörter mit denen die Musikcalhomepage von SPAMALOT aufgerufen wird, wie wir bei „Blogalot", dem Weblog des Musicals, erfahren.
Ich selbst nutze Google auch häufig auf ähnliche Weise und auch bei der Eingabe von Domains sollte man Tippfehler berücksichtigen.
Es ist schließlich nicht gerade unwahrscheinlich, dass man bei der Eingabe der Sparkasse Düren-Domain das „e" auslässt… — völlig unwahrscheinlich ist aber, dass mir die Spam-Werbungs-Seite, auf die man dann gelangt, weiterhilft…
Fazit 1: Tippfehlerdomains sind wichtig und wenn man möchte, dass Nutzer statt auf der Website eurer Marke auf einer Werbedomain landen, sollte man sie auch registrieren und weiterleiten.
Fazit 2: Regelmäßig die Suchwörter kontrollieren, mit denen eine Produktseite aufgerufen wird und nötigenfalls versuchen, die Position im Suchergebnis für diese falschen Wörter zu verbessern, damit auch auf diesem Weg keine Kunden verloren gehen.