Er beschreibt sehr gut die Veränderung von Institutionen zu offenen Netzwerken und in diesem Zusammenhang das Prinzip des Longtails und der 80-20-Regel.
Weil man im Nachhinein Informationen aus Videos schlechter herausfiltern kann als aus Text, hier ein paar Stichworte:
Coordination Costs = All die Kosten, die entstehen, wenn eine Gruppe ein Ergebnis erreichen soll.
Eine Institution zu gründen ist die klassische Antwort, wenn Gruppen etwas erreichen möchte und die Institution ist fortan dafür verantwortlich, die Gruppe zu koordinieren. Gerade die Kommunikationskosten sind dabei enorm.
Die Alternative ist, die Koordination in die Infrastruktur zu verlegen. Die Struktur muss dann ein Beiprodukt bei der Arbeit am eigentlichen Ziel sein.
Tagging in Flickr ist die kollaborative Lösung für das, was klassischer Weise von Bibliothekaren gemacht wird: Kategorisierung.
Flickr löst damit ein Koordinationsproblem: Es gibt viele Menschen mit Fotos im Netz aber nur ein paar mit Fotos von diesem Ereignis. Wie sammelt man diese Fotos?
Die klassische Lösung, eine Institution zu diesem Thema zu gründen, könnte nicht annähernd ein so gutes Ergebnis erzielen.
(Grafik: Links alle Fotos, rot das relevante Foto, rechts abgekapselt die Organisation mit den roten, relevanten Fotos)
Es entstünden dadurch sogar noch weitere Probleme:
Management-Probleme: Man muss Mitarbeiter einstellen. Und dann Mitarbeiter, um die Mitarbeiter zu verwalten.
Struktur: Finanziell, Inhaltlich, Rechtlich und Räume/Gebäude.
Man kann nicht jeden engagieren — Institutionen schließen also immer Menschen aus.
Damit schaffen Institutionen eine neue „professionelle" Gruppe: Aus „Menschen mit Fotos" werden „Fotografen" die per Definition eigene Ziele haben.
Der Flickr-Ansatz ist anders:
(Grafik: Keine Organisation mehr, nur noch rote relevante Fotos die vernetzt sind innerhalb der vielen irrelevanten Fotos.)
Die Kooperation steckt in der Infrastruktur: Man taggt für sich und gleichzeitig für andere.
„You take the problem to the individuals, rather than take the individuals to the problem." — Konkret: Ich tagge mein Foto mit Mehrjungfrauenparade, weil ich es dort gemacht habe, statt erst einer Interessensgemeinschaft beizutreten und dort mein Foto beizutragen.
Dadurch verliert man aus Institutssicht das Recht, die Arbeit der Ehrenamtler zu beeinflussen, gleichzeitig verliert man aber auch all die Kosten.
Flickr ersetzt Planung durch Koordination. — Ein Beispiel dafür: Seitdem jeder ein Handy hat, wird nicht mehr geplant, wann man sich verabreded, sondern man koordiniert sich dann, wenn es an der Zeit ist.
Man kann also Gruppen koordinieren, während man am Thema arbeitet und muss nicht vorher alles geplant haben.
Das gleiche Problem wie bei der Meerjungfrauenparade, aber schlimmer: Mehr Fotos, eine größere Region, mehr Fotografen, eine größere Zeitspanne…
Der Longtail ist entscheidend:
(Grafik: Fotos tagged mit Iraq in Flickr, Y-Achse = Anzahl der Fotos, X-Achse = Fotografen; Minute 6:50 im Video)
Er nennt das eine „power law distribution" und spricht später von einer Pareto-Verteilung.
Die Menschen am Ende der Skala tragen ein n-tel dessen bei, was die Menschen am Anfang beitragen.
Das funktioniert nur in offenen Systemen in denen jeder so viel/wenig beitragen kann, wie er möchte.
Wenn die Systeme größer werden, werden sie nicht nur höher sondern auch viel breiter. Der Durchschnitt ist dann noch weiter nach links verlagert.
Der Durchschnitt in der 80-20-Regel ist nicht in der Mitte
(Grafik: Links in Rot die Top 1, 5 und 10 %, dann die Durchschnittslinie, dann der Pfeil, der die 80 % unter Durchschnitt zeigt. Minute 9 im Video)
Top 10 % der Fotografen haben 75%, also 3/4 der Fotos gemacht
Top 5 % der Fotografen haben 60 % der Fotos erstellt
Top 1 % der Fotografen haben immer noch 25% also 1/4 der Fotos gemacht.
Der Bereich der 80 % kann von Institutionen nicht abgedeckt werden.
„Institutions only have two tools, carrots and sticks" — Sie können also locken, loben und belohnen oder drohen und bestrafen.
Mit diesen Mitteln kann man diese 80 % der Menschen nicht erreichen, weil es zu teuer wäre.
Institutionen sind zufrieden, wenn sie 75 % der Gesamtmenge mit nur 10 % der Personen (als Angestellte) erreichen können.
Andernfalls müsste man das System ändern, um auch an das letzte viertel dranzukommen.
Ein Nutzer, hat nur ein Foto mit dem Tag Iraq hinzugefügt. „The question is ‚do you want that photo yes or no'. The question is not ‚is … (this user) a good employee'".
Institutionen als Enabler (Möglichmacher) oder Institutionen als Obstacle (Hindernis)
Probleme von Institutionen
Wenn man eine Institution gründet, wird ihr vorrangiges Ziel sein, sich selbst zu erhalten — egal, welches Ziel sie ursprünglich vorrangig verfolgten.
Beispiel aus Frankreich, wo eine Bus-Firma Menschen verklagt, weil sie Car-Sharing betreiben. (Originalquelle)— Sprich: Statt das ursprüngliche Ziel, Menschen zu mobilisieren zu verstärken, wird aus Selbsterhaltungsgründen gehandelt.
Beispiel: Linux und die vielen 1-Patch-Contributor
Das gleiche Prinzip: Linux hat viele Entwickler, die nur einen Patch beitragen. Aber diese vielen Einzelpatches, verbessern das System entscheidend.
Beispiel: Weblogs als neue Form des Journalismus. Aber was ist mit den Gesetzen, die Journalisten schützen, wenn Blogger Journalismus betreiben?
Die Frage sollte jedoch nicht sein, ob Blogger Journalisten sind.
Journalismus war die Antwort auf die Frage, wie eine Gesellschaft sich informiert und Ideen und Meinungen teilt.
Wenn jetzt außerhalb der professionellen Institution des Journalismus diese Frage beantwortet wird, macht es keinen Sinn, die Lösungen für die Institution auf das neue Netzwerk zu stülpen.
Negativ-Bespiel: Pro-ana Support-Gruppen — Gruppen von Jugendlichen, die sich zusammengetan haben, um ihre Magersucht aufrecht zu erhalten. Sie nutzen dafür verschiedene kollaborative Methoden um Tipps auszutauschen und ihre Gemeinschaft zu pflegen.
Supportgruppen sind erst mal neutral und haben kein „gutes" oder „schlechtes" Ziel.
Bisher waren wir aber nur „gute" Supportgruppen gewohnt, weil bisher immer Institutionen mit ihrem Wertemodel den Rahmen für Supportgruppen gegeben haben.
Wenn das System selbst die Gruppen ermöglicht, entstehen auch „schlechte" Gruppen.
Diese Veränderung braucht Zeit und Chaos
In den nächsten 50 Jahren werden locker organisierte Gruppen immer mehr Macht bekommen und die alten planerischen und profitorientierten Modell an Macht verlieren.
Institutionen werden weiter unter Druck geraten — insbesondere wenn sie sich nicht öffnen und auf ihr Informationsmonopol bestehen.
Das wird eine Institution nach der anderen betreffen. „The forces are general but the results are going to be specific."
Da wir sehen was passiert und wissen, was kommen wird, schlägt Clay Shirky vor, „we might as well get good at it".
Wie nimmt man Feedback entgegen? — Hättet ihr das so aufgelistet?
Spielregeln für den, der Feedback entgegenimmt:
Aktiv zuhören und ausreden lasssen
Habe ich das richtig verstanden? — rückfragen, wiederholen, zusammenfassn
Darüber nachdenken, nicht sofort rechtfertigen oder widerlegen (wenn überhaupt) — Es geht schließlich nicht um richtig oder falsch.
Feedback mitnehmen und aufarbeiten:
Für sich erörtern/entdecken, was daran positiv ist.
Und was mich betroffen macht.
Kann es stimmen?
Was will ich davon (wirklich) angehen?
(Erst jetzt entscheidet sich, ob man das Feedback verwirft oder es zum Anlass nimmt etwas zu ändern!)
Nicht direkt in eine Rechtfertigung reinzurennen, ist IMO das schwerste. Es funktioniert besser, wenn man sich ständig in Erinnerung ruft, dass Feedback subjektiv und daher nicht „richtig" sein muss für mich — man also später erst die Entscheidung trifft, was man damit macht — und wenn der Feedback-Geber einem das Gefühl gibt, diesen Zusammenhang auch verstanden zu haben (Frage der Erwartungshaltung) — man somit also nicht sein Gesicht verliert, wenn man sich nicht rechtfertigt.
Daher jetzt auch:
Spielregeln für den Feedback-Geber:
Vorher…
Vorher mein Motiv klären: Was will ich mit meinem Feedback erreichen? — Nur wenn es konstruktiv gemeint ist, weiter.
Vorher die Bereitschaft abtesten: Ist mein Feedback-Partner bereit? — Nur wenn er offen dafür ist, weiter.
Wenn es los geht…
Passenden Raum finden — Stichwort neutrale, angenehme Zone
Passende Zeit finden — Stichwort ausreichend Zeit, lockere Atmosphäre
Sich gemeinsam die Spielregeln vor Augen führen… — Auch wenn es nervt, lieber einmal zu viel als zu wenig. Visualisieren ist besser…
(Mehr dazu in der unten verlinkten Avanti)
Feedback geben…
Konkrete Situationen, Beispiele und Beobachtungen benennen
Zu dem ganzen gibt es einen passablen Wikipedia-Artikel. Viel besser jedoch finde ich die Reflexions-Ausgabe der Avanti [via], die sich nur mit dem Thema befasst. Darin nicht nur eine große Anzahl guter Reflexionsmethoden um den Prozess lockerer zu gestalten, sondern am Anfang vor allen eine gute Sammlung an Regeln und ein guter Theorie-Text zu verschiedenen Reflexionsarten.
Da ihr Mitte der Woche vielleicht schon plant, was am Wochenende zu tun ist, habe ich hier ein Video für euch, das ich euch eindringlich ans Herz legen möchte:
Vor zwei Wochen fand in meiner (ex) Kreisstatt Düren ein Vortrag statt, den ich mit organisiert haben. Es geht um denGlobal Marshall Plan— die Vision einer öko-sozialen Marktwirtschaft, die unsere Erde wieder ins Gleichgewicht rücken soll.
Prof. Dr. Dr. Franz Josef Rademacher fasst in seinem 1 stündigen Vortrag zuerst sehr gut diverse gesellschaftliche, mediale, politische und systemspezifische Probleme zusammen, die zu großen Problem wie Klimawandel und Entwicklungsländern geführt haben/führen/beitragen — sehr spannend!
Anschließend skizziert er den Global Marshall Plan als Vision um diese Problem in den Griff zu bekommen. Schwerpunkt ist, kein neues Programm aufzusetzen, sondern bereits verabschiedete Entschlüsse wie die Millenniumsentwicklungsziele endlich umzusetzen — noch spannender ;-).
Tipp: Vollbildmodus aktiveren: Unten rechts auf Menü, dann oben rechts auf das Vollbild-Symbol klicken.
Wie Sevenload-Nutzer vielleicht gemerkt haben, wurde dieses Jahr kaum an der Plattform gearbeitet. Statt dessen hat man für BMW und eine Sportwebsite Whitelabellösungen erstellt.
2008 wollen die Jungs dann wohl eher Hobnox Konkurrenz machen und ihre Community-Features stark ausbauen.
Mit dem Relaunch 2008 wird sevenload keine bloße Medienplattform für Bilder und Videos sein, sondern viel mehr ein Social Media Network, das mit eigener Community und zahlreichen technologischen und inhaltlichen Neuerungen, Bezahlmodellen für Contentinhaber und erheblichen Verbesserungen aufwarten wird.
Ich bin sehr gespannt, was sich in diesem Bereich tut. Denn für meine Pfadfinder-Themen hatte ich bisher keine Alternative als eine YouTube-Gruppe zu nutzen. Solche Funktionen fehlen leider bei Sevenload.
Außerdem ist ganz interessant, wie sie sich von YouTube und myVideo abgrenzen.
sevenload soll keine Suchmaschine für Videos sein, wie YouTube es als Paradebeispiel verkörpert. Ebenfalls ist sevenload im Vergleich zu anderen deutschsprachigen Videoplattformen keine reine Abspielplattform für lustige Clips und Fernsehmitschnitte.
sevenload ist auf der einen Seite ein Portal für Kreative und Filmschaffende, für Freunde und Familien, auf der anderen Seite ein wirtschaftlich arbeitendes Unternehmen, das kontinuierlich als Plattform wächst. Wir werden hierbei oft mit anderen Anbietern verglichen – doch sevenload wird seinen eigenen Markt definieren, der sich vom bisherigen Markt der Videoplattformen abgrenzen wird.
Spätestens nach Al Gores Friedensnobelpreis für seine Umweltpolitik ist klar, dass Ökologie und Friedenspolitik, keine getrennten Themen mehr sind. Der Global Marshall Plan geht für mich noch einen Schritt weiter und fügt auch die Wirtschaft in dieses neue Dreigespann hinzu.
Prof. Dr. Rademacher, ehemaliger Pfadfinder in der DPSG, Prof. in Ulm, Mitglied im Club of Rome und Mitbegründer der Global-Marshall-Plan-Initiative, wird am Donnerstag, 22.11. in Düren (30 Minuten von Köln und Aachen), die Vision einer öko-sozialen Marktwirtschaft erklären.
Im Adaptive Path-Newsletter spricht Alexa Andrzejewski ein interessantes Thema an: Was passiert, wenn ein Mitglied einer Onlinecommunity im richtigen Leben stirbt?
Es ist völlig richtig: In dem Moment, in dem Onlinecommunities unser Leben durch Berichte, Fotos, Termine, Videos, … online repräsentieren und wir über diese Dienste mit Freunden in aller Welt in Kontakt stehen/bleiben, muss man sich auch fragen, was im Todesfall passiert.
Außer Facebook scheint dieses Thema noch von keiner Community richtig dokumentiert zu sein (siehe Alexas Recherche).
Gerade bei der wachsenden Anzahl an Senioren- und Ehemaligen-Communties, muss das Thema Tod konzeptionell bearbeitet werden.
Und noch etwas anderes kann man aus dem Artikel von Alexa ziehen: Wie die aktuellen multimedialen Möglichkeiten den Trauerprozess verändern. Alexa hat für ihren Bruder eine Gedenkwebsite angelegt. Ein zentraler Anlaufpunkt für virtuelle und reale Freunde von Zach — die moderne Form des Grabkranz. Kombiniert mit Videos wie dieser Fotozusammenfassung von Zachs Leben eine wirklich tolle Sache.
Im Pfadiblog wird gepodcasted. Das dritte Interview aus der Reihe „interessante Pfadfinder" ist jetzt online, weitere müssen nur noch geschnitten werden… Da wird einem erst bewusst, was für interessante Menschen (auf einem Zeltplatz) so um einen herumlaufen.
Aus Sicht der Gestaltung und des Informationsdesigns hätte das Post „State of the planet" auch gut ein Flyingsparks-Funke werden können. Ich habe mich jedoch für ein Update des älteren Artikels Informationsverdichtung entschieden.
Du Bist Deutschland wird Du Bist Pfadfinder. Übrigens sammeln sich bei YouTube immer mehr Pfadfinder-Videos — das System funktioniert und wächst (wohin auch immer).
Und zuletzt zwei Artikel: Ich habe das Thema Bildbearbeitung fürs Pfadiblog aufbereitet „digitale Schönheitsoperation„
und auch über das Thema Datenschutz geschrieben „Achtung vor dem Internet!" Gerade diese beiden Artikel werden hoffentlich einmal von unseren Verbandszeitschriften in der Kategorie Medienkompetenz aufgegriffen.