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Alle Funken für das Thema office:

Click-to-Run in Office 2010 verspricht eine bessere Installations-Experience

Mit Office 2010 wird eine neue Technik eingeführt, die die Installations-Experience von Office stark verbessern wird (soll…).

In dem Promo-Video vergleicht ein Office-Entwickler das neue Installationsverhalten mit dem Streamen von Filmen im Web: Man kann den Film schon gucken, bevor er fertig geladen ist. Wenn man vorspult und dieser Teil noch fehlt, beginnt der Player dort weiter zu laden.

So soll es wohl auch in Office 2010 werden.

Ziel sei außerdem, die Klickstrecke in der Installation zu verkürzen und das wilde „Weiter"-Klicken zu vermeiden. Und man kann endlich mehrere Office-Versionen parallel installieren.

Um das alles möglich zu machen, scheinen einige grundlegende Veränderungen am technischen Aufbau von Office nötig zu sein. Microsoft nennt das die „streaming and virtualization technology", kurz AppVirt. Channel 9 hat zwei ausführliche und sehr technische Videos zu AppVirt. In der Anwendung für Office 2010 heißt das ganze dann „Electronic Software Distribution (ESD) technology".

Ich bin gespannt, wie sich dieser neue Installationsprozess anfühlt.

Zu einfach gedacht: Jason über Feature-Überfüllung

The solution to reducing clutter isn't clutter-reducing technology, it's less clutter in the first place.

The solution to reducing clutter isn't clutter-reducing technology, it's less clutter in the first place.

Jason Fried on Twitter

Ich halte diese Sichtweise für falsch. Weniger Feature ist nicht besser. Es geht darum, die richtigen Feature zu finden und diese dann optimal in die Arbeitsabläufe zu integrieren, so dass sie das Nutzererlebnis nicht unterbrechen. Es geht um Flow, Nicht-Ablenkung, Aufmerksamkeit, situationsgerechte Informationen… nicht um weniger Feature.

Erst recht nicht, „less feature in the first place". Wozu soll uns das erziehen? Sollen wir bei jeder neuen Idee erstarren und bangen, ob dieses Feature jetzt das falsche ist, das unsere App zumüllen wird? — Mir hilft diese Faustformel nicht weiter, im Gegenteil.

Bei der Frage um mehr Feature, empfehle ich, sich die Entwicklung von Office 2010 anzuschauen. Auch hier werden (wie schon in Office 2007) mehr und mehr Feature eingebaut. Aber es sind Feature, die sich verstecken und nur sichtbar werden, wenn man sie braucht.

Zwei Beispiele:

Die neue Einfügen-Funktion (Paste) von Office 2010 wird endlich richtige Hilfe anbieten bei den verschiedenen Möglichkeiten, Inhalte einzufügen. Da stecken mindestens ein Dutzend kleiner Feature drin. Na und? Gut so!

Die neue Schließen-Funktion von Office 2010 wird das Problem des Falschklickens im Dialogs „Möchten Sie das Dokument speichern vor dem Schließen?" endlich lösen. Office wird einfach das letzte Dokument zwischenspeichern, so dass man es wieder öffnen kann — egal wie man sich vorher entschieden hat.

Jason, wir brauchen komplexe Applikationen wie Office. Und wir brauchen Funktionen, die uns helfen, die Komplexität zu meistern.

Ich sage daher: Gebt mir mehr Feature… aber die richtigen.

Microsoft klinkt sich gut in die öffentliche Diskussion ‚Outlook is broken' ein

Ich bin immer wieder etwas erstaunt, wenn ich sehe, wie gut Microsoft sich immer wieder in die öffentliche Diskussion im Web2.0 einklinkt.

Eigentlich sollte mich das nicht erstaunen, denn mit Channel9 und ihren vielen Produktblogs zeigt sich Microsoft schon seit langem offen für den Dialog mit seinen Kunden. Sie waren sogar eines der ersten großen Unternehmen, die auf diese Weise einen Einblick in ihre Arbeit gewährt haben.

Trotzdem werden sie bei mir ihr Großkonzernimage nicht wirklich los. Mit dem folgenden Beispiel habe ich aber auch eine Antwort, woran das liegen könnte:

Wie Microsoft auf die Kampagne „Outlook's broken. Let's fix it" reagiert:

Hintergrund: Unter fixoutlook.org läuft eine Kampagne, die mit Hilfe von Twitter Microsoft dazu bringen möchte, in Outlook zukünftig einen ordentlichen HTML-Rederer zu nutzen (= nicht Word). Fixoutlook ist dabei ein Sprachrohr für das email standards project.

Der positive Teil: Microsoft reagiert (via) und nimmt Stellung in ihrem Blogpost ‚The Power of Word in Outlook'. Wie schon Jensen Harris für Outlook 2007 nutzten sie ihr Produktblog, um auf die Forderungen zu reagieren und ihre Sichtweise darzulegen.

Besonders gefällt mir dabei, dass sie auch inhaltlich rüber bringen, dass sie wirklich zugehört haben und die Meinungen ernst nehmen. Dazu gehört insbesondere, auch auf Kommentare zu reagieren.

The Outlook team wants to thank everyone who has responded to this post and the online campaign around Outlook and Word. We value your feedback and have read and logged every comment on this page. At this time, we believe that the unique and relevant perspectives and opinions of this community have been stated and appropriately noted, and rest assured we will continue to read and record any additional feedback made, though it will not be published.
Dev Balasubramanian
Outlook Product Manager

Bis zu diesem Punkt: Gut gemacht, Microsoft.

Doch jetzt kommen wir zum zweiten Teil: Bei so viel Offenheit, warum bleibt das schlechte Großkonzernimage?

Microsoft will einfach nicht offen werden. Ich habe das Gefühl, wenn Google, Apple oder Yahoo ein solches Problem hätten, würden sie gemeinsam mit der Community eine Lösung finden, statt nur ihre Marketing- und Unternehmenssicht zu verteidigen.

Es ist richtig was das Office Team schreibt, es gibt keinen Standard für HTML-E-Mails. Aber selbst wenn das so ist, besteht kein Grund nicht jetzt endlich einen zu schaffen… und dabei selbst eine Vorreiterrolle einzunehmen.

Stattdessen spielt Microsoft wie beim IE ihr eigenes Spiel und verlangsamt damit die Weiterentwicklung. Schade.

[tags]microsoft, office, email, standard, webstandards, twitter[/tags]

Ganz ohne Hilfe geht es nicht (Office 12)

„Well, our design goal was to require no training at all." schreibt Jensen Harris einem neuen Post über Office 12. Und doch bietet er jetzt ein einseitiges Hilfedokument (PDF) an.

Ich kenne ähnliches von der Rössler Trauerdruck-Software, die ich mit Matthias gerade in Version 2 fertig stelle. Auch wenn das UI eigentlich selbsterklärend ist, wollen Firmen Dokumentation. In diesem Fall wird sie beispielsweise genutzt, um dem Kunden neben der „kleine CD" etwas zu überreichen, „etwas in der Hand zu haben"…

In kommenden Versionen werden ich versuchen, dieses Schriftstück durch Lernvideos zu ersetzen. Aber vorerst tut es gute Dienste.

Jensen spricht noch andere Punkte an: Auch wenn das neue Office UI an den meisten Stellen selbsterklärend ist, einige Metaphern oder einfach Buttonpositionen sind so ungewöhnlich, dass eine Erklärung ihnen gut tun wird. Beispielsweise die Dialog-Box-Launcher (Punkt 4).

Ich bin gespannt, in wie weit das neue Office das Prinzip des „Design für verschiedene Nutzerstadien" verwirklicht. Im Grunde könnten die Informationen aus diesem PDF auch beim ersten Programmstart erklärt werden…

In jedem Fall ist es positiv, dass die Office-Gruppe so viel Bewusstsein dafür hat, Dinge zu reduzieren und einfacher zu gestalten. Wenn ich an die fünf 250-Seiten starken Dokumentationshandbücher unseres alten Office 6 zurück denke… :-)

[tag]office, microsoft, dokumentation, interfacedesign, selbsterklaerend, usability[/tag]

Office-UI-Video

Jetzt habe ich schon so oft darüber gebloggt, dann gehört dieser Link auch hierher: The New Microsoft Office User Interface Video

Positiv: Das Video bestätigt: Die Interaktion läuft flüssig und die Performance scheint gut zu sein. Auch das neue Screendesign scheint im Liveeinsatz besser zu funktionieren als der Screenshot vermuten ließ.

Negativ: Auch diesmal hat MS es nicht geschafft, ästhetische Templates zu gestalten. Was bitte ist an diesem „super coolen" Footer cool? Auch bei den neuen Chart-Templates steckt die (un)schönheit im Detail. Bisher macht es alles den Anschein, als ob die Entwickler selbst „kreativ" waren und bei den Effekten mehr gleich besser war… Vielleicht ist es auch nur der US-Gestaltungsgeschmack der mich stört… Ich fürchte jedoch eher: Office bleibt halt MS… ;-)
[via Office UI Blog]

Office12-Screenshots

Eine kurze Randnotiz: Jensen Harris hat in seinem Weblog Screenshots des neuen Office 12 veröffentlicht: Picture This: A New Look For Office

Er schreibt auch, dass in den kommenden Tagen die UI-Designer über ihre Gestaltungsentscheidungen bloggen werden. Darauf bin ich sehr gespannt, denn so richtig überzeugt haben sie mich noch nicht…

06-03-26: Es gibt einen neuen Artikel über das Office-Button. Auch hier bleiben die Kommentare kritisch… Ich kann nachvollziehen, wie das neue runde Office-Button entstanden ist. Trotzdem warte ich gespannt auf die fertige Software um zu testen, ob es wirklich funktioniert…
Mein größtes Problem ist zur Zeit: Klickt man auf das Office-Button, gibt es keine Verbindung zwischen dem aufklappenden Menu und dem Button. Woher weiß ich bei diesem Screenshot, dass ich im Office-Button und nicht im Home-Tab bin?

06-03-11: Heute schreibt Brad Weed als „Product Design Manager of the Office Design Group" über das neue UI. Ich bin etwas enttäuscht von dem Artikel, der nur wenige Detailinformationen über die Gestaltungsentscheidungen enthält.

Expert Mode bleibt böse

Jef Raskin hat Recht behalten: Modalität ist eines der größten Probleme des Interfacedesign.
Das haben Jensen Harris und die Leute der Office12-Crew erneut herausgefunden, als sie versuchten, einen „Expert Mode" im Word-Optionen-Dialog einzuführen.

If you never, ever, ever needed anything except for the things we designated as „preferences", the design worked great. You never saw Expert Mode, and you'd have a very clean and easy-to-use Options experience.
(…)
We couldn't get the classification of Expert Mode right; more people than we thought needed one or two Expert Mode settings and nearly all of them required assistance to get Expert Mode turned on. Once Expert Mode was activated, even if they only needed to change something once, the experience degraded to be not much better than Office 2003.

Jetzt hat man sich für eine sauberere Lösung entschieden: Informationen sinnvoll gruppieren und in eine verständliche Struktur gießen.
Und wenn sich jetzt Normalbenutzer zurechtfinden, werden es die Experten erst recht.
Zum Glück wurde diese unnötige Modalität, die all zu stark an die „intelligenten Menus" erinnerte, in der Betaversion erkannt und beseitigt.

Der ganze Artikel: „Jensen Harris: The Expert Mode Misadventure"

Ich bin gespannt auf die ersten Screenshots.