flying sparks ein Weblog von Tobias Jordans zu den Themen software designstudium web2.0 webdesign informationsdesign oekologie werbung usability tj video interfacedesign marketing // alle Themen...

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Wiki-Splitting und Wikpedia 2.0

Wikipedia wächst und wächst.
Und sie teilt sich.

Ich beobachte ein Phänomen, das ich noch nicht richtig einzuschätzen weiß:

Wikipedia allein?

Eigentlich könnte Wikipedia als einzige, zentrale Informationsplattform dienen. Das gemeinsame Schreiben folgt ja gerade dem Grundgedanken, dass aus dem Wissen der vielen Autoren ein brauchbarer „Masterartikel" (oder wie man es auch immer nennen mag) entsteht.

Wikibooks

Trotzdem beobachte ich, dass Wikipedia sich aufsplittet. Die eine, gigantische Enzyclopädie scheint für einige Bedürfnisse nicht geeignet zu sein. Dieser Prozess wird auch vom Wikipediaprojekt selbst begleitet: Wikibooks beispielsweise sind nichts weiter als Wikipediaartikel — in Buchform. Doch was heißt das? Die entsprechende Erklärungsseite von Wikibooks fasst sich dazu sehr kurz. Es gehe darum, Lehrbücher zu erstellen. Aber warum brauche ich ein Lehrbuch über Statistik, wenn ich doch potentiell im Wikipediaartikel Statistik die gleichen Informationen in nahezu identischer Form aufbereiten kann?

Wikis für Software

Nicht nur Wikimedia selbst unterstützt diese Redundanz (wenn es denn eine ist). Auch viele Software und Informationsportale setzen zunehmend auf Wikis.
Für Open Source-Software wie Ruby On Rails und WordPress halte ich solche Wikis als zentrale Informationsplattform für ungeheuer wichtig. Mambo/Joomla pflegt ein solches Wiki übrigens nicht. Das Ergebnis sind dutzende unfertige und unsauberen Hilfeartikel und eine fehlende Zentralisierung. Da hilft auch der Ansatz eines Mambo-Wikibuchs noch nicht wirklich.
Wo liegt nun der Unterschied zwischen dem Statistik-Wikibook und einem (mit Preisen ausgezeichneten) WordPress-Wiki? Bei WordPress handelt es sich um ein 100% abgestecktes Thema. Für Wikipedia reicht es völlig seine Existenz zu erwähnen. Alle Details (Artikel anlegen, Templatedesign, …) gehört ganz klar in as eigene Wiki.
[Oder vielleicht doch eher in ein Wikibook zum Thema WordPress? — Ich denke an dieser Stelle ist da nahezu das gleiche ;-).]

Themen-Wikis

Es gibt andere Wikiansätze bei denen diese klare Trennung nicht so gut zu erkennen ist.
Und Anzahl dieser Projekte steigt. Allein in den letzten Wochen wurden mit dem TypoWiki und der Designenzyclopädie zwei neue gestartet.
Und sie funktionieren gut! Zumindest beim Typowiki beobachte ich, dass in den wenigen Wochen sehr viele brauchbare Artikel angefangen wurden. Man sieht die Stärke der Wikis: Schon bald wird das Typowiki die Typeknowledgebase, an der unser Fachbereich seit einigen Semestern schraub, an Inhalten überholt haben — noch vor deren Release :-)…
Auch in diese Reihe gehört das Scout-O-Wiki. Hier sollen Informationen rund um die Pfadfinderei gesammelt werden.

Update 05-10-06: Heute lese ich bei Hugo E. Martin, dass das Handelsblatt jetzt ein eigenes WirtschaftsWiki gestartet hat. Aus der Pressemitteilung erfährt man, das die Redaktion 50 Artikel vorlegt, die Lesen ergänzen sollen und Artikel in Handelsblattmeldungen als Erklärungslinks genutzt werden.

kopieren vs. neu schreiben

Im Gegensatz zu den beschriebenen Softwarewikis stellt sich bei diesen Themenwikis die Frage der Abgrenzung zu Wikipedia.
Zumindest stellt sie sich theoretisch, im konkreten Fall des Scout-O-Wikis wird das Thema von den Insidern nicht weiter diskutiert — auch wenn es für Besucher eine Rolle spielt (siehe Beitrag Chris).
Die Designenzyclopädie geht konsequenter vor: Die möchte eine klare Trennung zur Wikipedia und schreibt schon auf der Startseite: Keine Artikel kopieren sondern selbst schreiben.
Im Scout-O-Wiki ist die Regelung nicht so deutlich zu finden. Es wird von „inspirieren", „kopieren", „verlinken" und Speziallinks gesprochen…

die Probleme

Die Informationen die im Scout-O-Wiki über Beile und Äxte gesammelt werden sind wertvoll, ohne Frage, aber warum sollte man nicht einfach den entsprechenden Wikiartikel ergänzen?
Auch bei der Pfadfindertypischeren Jurte muss man beide Artikel gefunden und gelesen haben (Wikipedia, Scout-O-Wiki) und beim Kernthema „Pfadfinder" gehe ich lieber ganz vom Spezialwiki weg und informiere mich bei Wikipedia — noch dazu in 19 Sprachen.
Damit sind für mich auch schon die zwei zentralen Probleme angesprochen: Redundanz und Qualität.
Insbesondere die Qualität ist dabei für Wikis wichtig, schließlich funktioniert Wikipedia durch ihre tausende Autoren… Nur so kann ein relativ neutrales Meinungsbild geschaffen und erhalten, Vandalismus verhindert und die Qualität der Laienbeiträge zumindest auf ein akzeptables Maß gehoben werden. Das wird auch schön in dem früher verlinkten Film verdeutlicht.

Mich persönlich hält genau das und die fehlende klare Selbstdefinition davon ab, mich bei Scout-O-Wiki intensiever zu engagieren.

Motivation und Lösungsansätze

Grundsätzlich kann ich verstehen, was all diese Themen-Wikis dazu treibt als Wikipedia-Spinoff ihr Glück zu versuchen:
1. Wikipedia ist gigantisch, unübersichtlich und an einigen Stellen fast unberechenbar (siehe Löschdiskussion im Visperanto-Weblog)
2. Wir kennen das aus der Welt der Bücher: Ein Thema wird von vielen Autoren behandelt. Jeder beleuchtet es etwas anders und immer mit seinem ganz eigenen Stil. Verschiedene Menschen(tpyen) mögen andere Bücher/Stile/Autoren/…

Update 2005-10-22:
Auch ein interessanter und hier noch nicht diskutierter Ansatz: Computerbase spiegelt in seinem Lexikon Wikipediaartikel (vermutlich speziell ausgesuchte). In der rechten Spalte wird auf die orginal Wikipedia verlinkt wo man auch editieren soll.

Wikipedia 2.0?

Ich würde mir einen integrativen Ansatz wünschen. Ein Ansatz der Wikipedia als zentrales Wissensarchiv behält aber die Personalisierung oder Gruppierung in Themenbereiche stärker fördert.
Zurück zum Statistik-Beispiel: Das Buch ist meiner Meinung nach eine Sammlung von einzelnen Wikipedia-Artikel. Ähnliche ist schon jetzt möglich durch die Verwendung von Kategorien. Dieser Ansatz scheint aber nicht zu genügen.
Man braucht ein Tool in Wikipedia, in dem man Artikel zu Büchern zusammen sammeln kann. Ähnlich wie man bei Flickr Bilder nicht nur taggen sondern auch gruppieren kann.
Diese Artikelgruppen (ich würde Sie virtuelle Bücher oder so nennen) referenzieren dann auf den jeweiligen Artikel. Es gibt keine Redundanz aber eine übersichtlichere Gliederung.
Kombiniert man diese Gruppen dann noch mit individuellen Webadressen, einem eigenen Templatesystem und dergleichen, steht einem in Wikipedia integrierten Scout-O-Wiki nichts mehr im Wege…
(Details wie die Frage nach Buch-Einleitungen etc. lasse ich bewusst hier beiseite.)

Ein solcher Ansatz ist sicher nichts für besagt Softwarewikis. Aber Themenwikis, deren Inhalte grundsätzlich in Wikipedia reinpassen, könnten in einem solchen System ihre Heimat finden.

Exkurs: Bilder vs. Zitate in Wikipedia

Wo wir gerade dabei sind noch eine Idee: Mir gefällt der Umgang mit Bildern bei Wikipedia: Sie werden einmal hochgeladen, stehen dann in einem Pool (Wikimedia Commons) und können von allen Artikel angezapft werden.
Ähnlich sollte das meiner Meinung nach mit Zitaten sein. Wenn ich ein Zitat einfüge, wird dieses automatisch bei Wikiquote registriert und jeder kann es weiterverwenden.


Dieses Posting ist bis jetzt mit Abstand das längste in diesem Weblog. Ich hoffe trotzdem, das es jemand zu Ende ließt und seine Meinung beiträgt :-).
Wird diese Thematik schon anderswo besprochen?

Update 05-10-29:
Eine weitere mir bisher unbekannte Anwendung für Wikis zeigt das Karlsruher Stadtwiki. Dort wurden schon über 3.000 Artikel geschrieben. Und jetzt auch ein Verein gegründet.

4 Kommentare

  1. bernieNo Gravatar (gondi-online.de) 27.09.05 12:10 Direktlink

    Grundsätzlich hast du ja Recht, dass vieles in wikipedia besser aufgehoben wäre. Das Problem, das ich sehe, dass es viele Themen gibt, die dann halt doch nicht passen. Z.B.: Spiele, Rezepte, ganz spezifische, stammesbezogene (nicht neutrale) Anleitungen usw. oder auch spezifische Themen für Kinder aufbereitet. Das eine dann in wikipedia, das andere in einem spezifischen wiki ist für Kinder und Jugendliche dann auch nicht so einfach zu verkraften und macht das Ganze auch nicht übersichtlicher. Das war auch der Grund, dass wir gondi-online gegründet haben, das sich auch noch mit scout-o-wiki überlappt. (Wobei wir etwas früher dran waren.)

  2. bernieNo Gravatar (gondi-online.de) 28.09.05 6:43 Direktlink

    du hast sicher Recht, dass vieles in wikipedia auch Platz hätte, aber viele Themen schreiben wir nicht neutral, sondern für Kinder und Jugendliche, spezifische Aufbauanleitungen für einen bestimmten Stamm, Spiele und eigene Rezepte; das eine dann in wikipedia, das andere in einem eigenen wiki halte ich auch nicht für gut; meines Erachtens würde das das Arbeiten mit den Themen auch erschweren; deshalb haben wir gondi-online aufgesetzt; das auch noch parallel zu scout-o-wiki ist (nur waren wir etwas früher dran)

  3. AndiNo Gravatar (andisblog.de) 28.09.05 13:47 Direktlink

    Ich habs gelesen :).
    Und ich finde es wichtig. Immerhin habe ich ja auch bei passendem (und verlinkten) Artikel im Scout-o-Wiki (SoW) nicht weiterdiskutiert. Allerdings bewusst.

    Zur Abgrenzung von Themenwikis: Es ist eine Frage des Kosmos. Denke ich. In der Wikipedia (WP) bewegst du dich in ALLEM, es folgt keine Abgrenzung. Wenn du aber im SoW über Axt und Beil schreibst, wird damit automatisch vermittelt, dass es sich dabei um eine pfadfinderische Betrachtungsweise von Axt und Beil handelt (funktioniert im speziellen Fall jetzt nciht, aber allgemein sollte es darauf hinauslaufen). Tiefgehender noch: Ein allgemeiner WP-Artikel „Zelt" sollte weit anders aussehen als ein SoW-Artikel „Zelt"!
    Und ich denke, beide Artikel hätten ihre jeweilige Daseinsberechtigung! Was interessiert einen WP-Leser, dass man Juffis und Wös, Pfadis und Rover, nicht aber Rover und Wös mischen kann? Was interessiert einen SoW-Leser, dass die neuen Aldi-Zelte am besten vertikal gerollt werden? (Beides sind fiktive, aber durchaus mögliche spezielle Betrachtungsweisen in den Artikeln).
    Wenn dann noch ein ordentliches Crosslinking in den „Weblink"-Sektionen der jeweiligen Artikel durchgeführt wird, sehe ich kein Problem über teilweise inhaltliche Redundanz (die dann aber ja durch jeweilige inhaltliche Ergänzungen komplettiert und individualisiert wird).
    (Hier ist natürlich immer von einem im Moment im SoW kaum erreichten Idealbild eines Pfadfinderartikels die Rede)

    Weiterhin ist auch dein Ansatz mit der WP-Größe tiefgehender: (speziell für das SoW) Ich habe große Skrupel (ok, hatte ;D) bei der WP etwas zu bearbeiten. Es gibt da einen HAUFEN Leute, die es wesentlich besser können. Das, was ich da gerade geschrieben habe. Aber bei einem Pfadfinderwiki weiß ich, von den Pfadfidnern gibt es garnicht soooviele, und Pfadfindern ist etwas ganz persönliches, da ist meine Meinung-Schrägstrich-Betrachtungsweise durchaus gefragt!
    Und weil man unter Pfadfindern sowieso skrupel-ähm-hemmungslos ist, bearbeitet man dann IMHO schneller als in der WP etwas. So zumindest ein mögliches Szenario, was ich mir vorstellen könnte.

    (Ich kann auch lange Artikel-Schrägstrich-Kommentare schreiben, wusstest du das schon :D?)

  4. Wiki als CMS: StugA Sport * flying sparks (flyingsparks.wwwfiles.de/2006-01-07/wiki-als-cms-stuga-sport) 07.01.06 10:08 Direktlink

    […] …und es ist ein Wiki! In meinem Artikel Wiki-Splitting und Wikpedia 2.0 habe ich schon einige Wiki-Nutzungsvarianten gesammelt, diese ist neu: Das Wiki-System als Redaktionssystem für Standard-Websiteinhalte zu nutzen. Natürlich, das geht. Man kann Weblogs simmulieren, Artikel schreiben, Fotos darstellen, Benutzerrechte vergeben… — im Grunde alles, was ein "richtiges" System wie Typo3 oder Joomla auch kann. Und wenn man einmal in die Eigenheiten der MediaWikis eingearbeitet ist, ist dieser Weg für die Admins wahrscheinlich bequemer… […]

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